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Kirchliche Trachten

Die kirchliche Tracht ist im Gegensatz zur weltlichen Tracht prunkvoller mit Stickereien in Gold oder Silber ausgestattet. Besonderes Merkmal ist der schwarze Rock, welcher nur zu kirchlichen Anlässen getragen wurde.
Das Prunkstück der kirchlichen Trachten ist die Brautkrone der Brauttracht.

Hochzeit – Brauttracht

Die Brauttracht ist das Prunkstück jeder Schaumburg-Lipper Tracht. Ihre reiche Auszier und der üppige Schmuckbesatz zeugen von der höchsten Freudenzeit. Die Brauttracht besteht somit auch aus den meisten unterschiedlichen Kleidungs- und Schmuckstücken.

Kleidung

  • Strümpfe farblich gemustert
  • Unterhemd mit Auszier
  • Unterrock lila-blau
  • Schwarzer Rock schwarzes Granatapfelband
  • Kragen doppelt, mit Auszier
  • Wames schwarzes Granatapfelband
  • Vorärmel mit Auszier
  • Untertuch weiß
  • Tuch weiß, mit Spitze
  • Bänderhang aus Rockbändern
  • Schürze Seide, schwarz gemustert
  • Queder weiß
  • Krawatte gold gestickt
  • Handschuhe weiß, mit Daumen
  • Krallenband gold-rot gestickt
  • Putz Goldtressen mit kleinen Spiegeln und Blüten
  • Ohrringe in den Putz eingenäht
  • Kralle Bernstein, Schließe mit Initialen und Hochzeitsdatum
  • Blütenhaube mit Blüten, Spiegeln, Perlen und Kantillen

Besonderheiten

Die Brautracht wurde nur am eigentlichen Hochzeitstag in der Kirche getragen. Dies spiegelt sich durch den schwarzen Rock und Unterrock wieder, welche nur zu sakralen Anlässen, wie dem Kirchgang und dem Abendmahl getragen werden durften. Jedoch wird für die Brauttracht eine große Ausnahme gemacht: Der Ehrentanz der Brautleute durfte in der Brauttracht und somit im schwarzen Rock getanzt werden. Zu den anschließenden Festlichkeiten wurde die Brauttracht ausgezogen und nur die Festtagstracht angelegt.
Die Blütenhaube oder Brautkrone, sowie der goldene Putz sind mit kleinen Spiegeln versehen, welche den bösen Blick von der Braut auf seinen Ursprung zurückwerfen sollen.
Der Bänderhang der Braut war aus den Rockbändern der Trägerin gefertigt und sollte den Reichtum der Braut widerspiegeln. Je mehr unterschiedliche Rockbänder verarbeiten worden sind, je mehr Röcke hatte die Braut mit in die Ehe gebracht. In Anbetracht der damaligen finanziellen Situation war der Erwerb eines neuen Rockes eine finanzielle Investition.
Die kostbare Bernsteinkralle ist zumeist das Hochzeitsgeschenk gewesen. Sie besteht aus dicken Bernsteinen, welche vorn mit einer prunkvollen Schließe versehen sind. Auf der Schließe wurden die Initialen des Bräutigams und des Geburtsnamens der Braut eingraviert. Weiterhin ist dort das Hochzeitsdatum vermerkt. Die Schließe ist mit Glassteinen und Perlen geschmückt.
Die Handschuhe der Braut haben im Gegensatz zu denen der Festtagstracht einen Daumen, ansonsten ist der Rest der Hand unbedeckt.
Der Kragen der Tracht besteht aus zwei identischen Stücken, welche am Rand mit einer Auszier versehen sind. Diese Auszier findet sich auch an den Vorärmeln des Wames.
Besonders prachtvoll ist die Haube der Braut mit Blüten und Federn besetzt. Auch dort finden sich Spiegel und „Kantillen“, eine Perle mit eingedrehtem Golddraht, sowie eingestickten Perlen. Der Abschluss ist mit einer Bordüre aus Brombeeren besetzt.
Natürlich konnte sich nicht jede Braut eine solch prunkvolle Tracht zur Hochzeit nähen lassen. Sie wurden meist in den großen Höfen am Ort gefertigt. Die Näherinnen (Nahsken) hatten jedoch die wichtigen Teile der Tracht selbst vorrätig, welche dann zu Hochzeiten mit den vorhandenen Teilen der persönlichen Tracht der Braut kombiniert wurden.
Auf den kleineren Höfen wurde zumeist in der Festtagstracht geheiratet, eine Praxis die sich zu Anfang dieses Jahrhunderts auch bei den reicheren Familien durchsetzte.
Dies ist auch der Grund, warum komplette Hochzeitstrachten in der Schaumburg-Lipper Trachtenregion nur sehr vereinzelt zu finden sind.
Weite Teile dieser Tracht sind nachgearbeitet worden, wobei jedoch darauf geachtet wurde, dass alte Materialien oder zumindest alte Herstellungstechniken verwandt wurden. Die Bänder des Bänderhanges sind jedoch alte Rockbänder und auch die Stickereien auf dem Krallenband sind Originale von einer Brauttracht aus dem frühen zwanzigsten Jahrhunderts.

Hochzeit – Männertracht

Die Tracht des Bräutigams ist bei weitem nicht so prunkvoll wie die seiner Braut. Hauptbestandteil ist der Hochzeitsmantel, charakteristisch mit seinem roten Innenfutter.

Kleidung

  • Hemd weißes Leinen
  • Hose schwarzes Tuch
  • Halstuch schwarz
  • Weste schwarz, mit schwarzen oder farbigen Knöpfen
  • Mantel schwarzes Tuch mit rotem Innenfutter und roten Bisen und großen schwarz gemusterten Knöpfen.
  • Hut Schwarz

Besonderheiten

Der Kirchgang war die einzige Zeit, außer der Feldarbeit, bei der die Männer lange Hosen trugen. Dieses macht auch vor dem Bräutigam keine Ausnahme.
Um den ausgezierten Kragen des Leinenhemdes wurde ein schwarzes Halstuch gebunden.
Die Weste mit schwarzen oder farbigen Knöpfen wurde ebenso zum Kirchgang oder zur Festtagstracht getragen. Obligatorisch die goldene Uhrkette mit der Taschenuhr.
Der Hochzeitsmantel ist aus schwarzem Tuch gefertigt und besitzt ein rotes Innenfutter und Biesen. Oberhalb des Rückenschlitzes sind die Initialen des Trägers eingenäht. An den Ärmelaufschlägen und an der vorderen Kante besitzt der Mantel insgesamt 32 Knöpfe. Diese besonderen Knöpfe sind mit Fäden oder Stickereien bezogen.
Der Hochzeitsmantel war ein Privileg der reichen Bauern, da seine Anschaffung recht teuer war. In der Regel wurde der Gehrock, der zum Kirchgang getragen wurde, zur Hochzeit angezogen.
Wie auch die Brauttracht ist der Hochzeitsmantel nur äußerst selten in der Schaumburg-Lippischen Region aufzufinden. Der Grund liegt darin, dass die Männertracht bereits zum Anfang dieses Jahrhunderts abgelegt wurde und dabei die meisten Kleidungsstücke verloren gingen.
Dieser Mantel wurde nach einer Originalvorlage nach alten Schnitten und Handwerkstechniken gefertigt.
Der Abschluss der Bräutigamstracht ist der kleine „Kleinenbremer“ Hut. Im Gegensatz zu den Fellmützen, welche in Bückeburg getragen wurden, hat sich in Kleinenbremen der schwarze Hut durchgesetzt. Auch diese Hüte sind nicht mehr original erhalten und wurden nach alten Originalen nachgearbeitet.
Die gesamte Hochzeitsgesellschaft bestand noch aus den Paten, welche die Funktion der Trauzeugen übernahmen.
Leider sind von der Bückeburger Patinnentracht kaum Überlieferungen zu finden, so dass sich eine Rekonstruktion schwierig gestalten wird.
Man ist jedoch zuversichtlich, dieses Projekt in Zukunft zu einen positiven Abschluss zu bringen, so dass in Zukunft eine komplette Kleinenbremer Hochzeitsgesellschaft mit Brautpaar, Paten und dem Hochzeitslader bewundert werden kann.

Abendmahl – Freudenzeit

Diese Abendmahlstracht repräsentiert die absolute Freudenzeit. Sie ist die am reichhaltigsten mit Stickereien und Perlen ausgeschmückte Tracht.

Kleidung

  • Unterrock blau
  • Rock schwarz, mit Granatapfelband
  • Kragen doppelt, mit Auszier
  • Wames schwarz, mit Granatapfelband
  • Vorärmel mit Auszier
  • Untertuch weiß
  • Tuch mit Spitze
  • Schürze Seide, schwarz gemustert
  • Queder weiß
  • Krawatte weiß, mit Gold bestickt
  • Handschuhe weiß, mit Daumen
  • Mütze schwarzes Granatapfelband, mit Goldperlen umrandet
  • Krallenband mit Goldstickereien
  • Hang schwarzes Granatapfelband

Besonderheiten

Die Abendmahlstracht war die höchste Festtagstracht und wurde nur zur Einnahme des Christlichen Abendmahls getragen. Die Stickereien und Auszierungen sind hier besonders prächtig.
Besonders prunkvoll ist hier das Krallenband, welchen an den Flügeln und am Bändersaum mit aufwendigen Goldstickereien versehen ist.
Auch hier werden Handschuhe, welche einen angestrickten Daumen haben, getragen.
Vorärmel und der doppelte Kragen sind aus demselben Spitzentuch gefertigt.
Die Mütze besitzt einen „Strich“, welcher aus einer feinen weißen Bordüre, die das Gesicht umgibt, besteht.
Das weiße Tuch, welches mit Spitze umrandet ist, konnte auch bei besonders reichen Familien mit einem Perlenherzen bestickt worden sein.
Der Schmuck der Abendmahlsgängerin ist besonders prächtig. Die Kralle besteht aus goldenen Kugeln und eine prunkvollen Schließe. Auch dieser Schmuck war nur bei reichen Familien vorhanden, da seine Herstellung teuer und als reiner Abendmahlsschmuck für die meisten Familien nicht erschwinglich war.

Abendmahl – Halbtrauer

Die Abendmahlstracht in der Halbtrauerzeit zeichnet sich durch dezentere Schmückereien aus. Die Perlen und Stickereien sind in schwarz und silber gehalten.

Kleidung

  • Unterrock blau
  • Rock schwarz, mit Granatapfelband
  • Kragen doppelt, mit Bisen
  • Wames schwarz, mit Granatapfelband
  • Vorärmel weiß, mit Bisen
  • Untertuch weiß
  • Tuch weiß, mit Bisen
  • Schürze Seide, schwarz gemustert
  • Queder schwarz
  • Krawatte weiß, mit Silber bestickt
  • Handschuhe schwarz, mit Daumen
  • Mütze schwarzes Granatapfelband, mit schwarzen Perlen umrandet
  • Krallenband mit Silberstickereien
  • Hang schwarzes Granatapfelband

Besonderheiten

Die Abendmahlstracht in Halbtrauer unterscheidet sich nur in der Farbgebung von der Abendmahlstracht in Freudenzeit. Anstelle der goldenen Perlen sind hier silberne und schwarze Perlen verwandt worden.
Der „Strich“ der Mütze ist hier in schwarz gehalten, ebenso die Perlenstickereien auf der Mütze.

Abendmahl – Volltrauer

Die Abendmahlstracht in Volltrauer ist komplett in schwarzer Stickerei gehalten. Leider ist von dieser Tracht kein Stück erhalten geblieben, so dass sie noch nicht in diesem Rahmen präsentiert werden kann.

Konfirmation

Das charakteristischste Merkmal der Konfirmationstracht ist die Mütze und das Krallenband in marienblauer Farbe.

Kleidung

  • Unterrock blau
  • Rock schwarz mit Granatapfelband
  • Kragen weiß, doppelt, mit Auszier
  • Vorärmel mit Auszier
  • Untertuch weiß
  • Tuch weiße Spitze
  • Schürze weiß gemustert oder mit Besatz
  • Queder weiß
  • Handschuhe weiß, mit Daumen
  • Krawatte weiß, mit Goldperlen
  • Mütze marienblau, mit rosa Spiegel und Goldperlen umrandet
  • Krallenband marienblau, mit schwarzer Samtmusterung
  • Hang schwarzes Granatapfelband

Besonderheiten

Die Konfirmationstracht wurde von der Konfirmation an bis zur Heirat zum Abendmahl getragen. Erst dann bekam die Frau die Sonntags- und Abendmahlstracht.
Die Konfirmationstracht ist die einzige Tracht, außer der prächtigen Brauttracht, welche eine farbige Haube besitzt und die einzige in marienblau. Ungewöhnlich ist auch der rosa Spiegel der Haube, welcher das kleine Dreieck ist, das sich auf der Oberseite der Haube befindet. Dieses Rosa ist in keiner der anderen Trachten zu finden.
Wie auch bei der Hochzeitstracht sind die Handschuhe mit einem Daumen gefertigt und lassen den Rest der Hand frei.
Die Konfirmationstracht besitzt einen doppelten Kragen mit Auszier, einer Spitzenhäkelei, welche sich auch an den Vorärmeln fortsetzt.
Da auch die Konfirmationstracht ausschließlich zu kirchlichen Anlässen getragen wurde, ist ihr Rock ebenfalls schwarz und mit Granatapfelband besetzt.
Die Schürze der Konfirmationstracht ist als einzige weiß gehalten und sollte die „Jungfräulichkeit“ ihrer Trägerin symbolisieren.
Die Konfirmationstracht ist sehr selten in der Schaumburg-Lippischen Trachtenregion vertreten. Zum einen ist diese Tracht, wie auch die Hochzeitstracht nicht in jeder Familie vorhanden gewesen, sondern wahrscheinlich weitergegeben oder von der Näherin verliehen worden. Zum anderen sind unverheiratete Frauen, die gestorben sind auch in der Konfirmationstracht beerdigt worden.
Bereits Anfang dieses Jahrhundert wurde ebenfalls dazu übergegangen, die Konfirmationstracht nicht mehr zu tragen, sondern gleich die Festtagstracht anzuziehen

Kirchgang – Männertracht

Wie auch die Frauentrachten ist die kirchliche Männertracht in schwarz gehalten. Charakteristisch der schwarze Gehrock und das Kaputt.

Kleidung

  • Hemd weißes Leinen, Stehkragen
  • Hose lang, aus schwarzem Tuch
  • Weste (Kaputt) schwarz, zweireihig, mit schwarzen oder farbigen Knöpfen
  • Tuch schwarz, unter den Kragen gebunden
  • Mantel schwarzer Gehrock, halblang, zweireihig
  • Hut schwarz

Besonderheiten

Zum Kirchgang trugen die Männer den „Gehrock“ und das schwarze Kaputt zusammen mit dem Hut und einer langen Hose aus schwarzem Tuch.
Diese Tracht wurde auch noch getragen, als der weiße Kittel und die Kniebundhose aus der Mode gekommen waren.